Besuch beim TV Rottenburg

     

Volleyball Bundesligaspiel TV Rottenburg gegen Moerser SC    13.11.2011

Seit mehr als 40 Jahren gibt es in Rommelsbach die Jedermann-Sportgruppe und ein Teil  jeder Trainingseinheit besteht aus Volleyball. Doch trotz dieser langen Volleyballtradition gab es immer wieder Stimmen die meinten, dass die Jedermänner gar nicht richtig Volleyball spielen könnten. Das hat den Manager dieser Gruppe, Curt-Jürgen Raiser, mächtig geärgert und so hat er seine Mannschaft zusammen getrommelt und ist mit ihnen zum Bundesligaspiel TV Rottenburg gegen Moerser SC (Sontag 13.11.2011, 17.00 Uhr) gefahren. Als Anschauungsunterricht wie man es besser machen kann.

Auch wir von der Redaktion waren mit von der Party und sollten eine Spielanalyse machen.

Also gleich vorneweg müssen wir sagen, dass die Jedermänner in der Paul Horn Arena nicht unangenehm aufgefallen sind. Mit großer Begeisterung feuerten sie den TV Rottenburg an und an der 2:3 Niederlage (nach einer 2:0 Satzführung und nach einer 16:9 Führung im 3. Satz) tragen sie überhaupt keine Schuld.

Aber nun zu der Spielanalyse. Was können die Rottenburger besser? Wo haben die Jedermänner Vorteile? Wie und wo können die Jedermänner sich verbessern? Wie kann der Trainingsablauf optimiert werden. 

Aufschlag: die Bundesligaspieler schlagen eindeutig härter auf. Das kommt aber hauptsächlich von der längeren Anlaufsmöglichkeit und der Sprungtechnik vor dem Schlag. Auch atmen die Profis beim Ballwurf ein und beim Schlag aus. Die Fehlerquote ist jedoch etwa gleich hoch wie bei den Jedermänner und deren Aufschlags variante, Aufschlag aus der Hand, den kennt man beim TV gar nicht. 

 - Fazit: die Jedermänner sollten beim Aufschlag den Anlauf und die Sprung-bzw. Atemtechnik vermehrt einbauen.

Ballannahme beim Aufschlag: 4 Spieler positionieren sich in einer V-Form diagonal vom Aufschläger während 2 Zuspieler in der Nähe des Netzes warten. Da die Zuspieler sehr hoch angespielt werden, haben sie mehr Zeit den Ball auf die Angreifer zu spielen. Die Fehlerquote bei der Ballannahme ist deutlich geringer als bei den Jedermänner.

- Fazit: die V-Form und das hohe Zuspiel (leider ist die Reisweghalle 40% niedriger als die Hornarena) sollte auch von den Jedermänner übernommen werden.

Zuspiel auf den Mitspieler: der Mitspieler wird hoch und präzise angespielt. Hier sind die Jedermänner aber deutlich variabler. Sie spielen sich den Ball auch mal mit dem Kopf oder mit dem Fuß zu.

- Fazit: in Notsituationen durchaus den Kopf oder Fuß zu Hilfe nehmen, aber unbedingt auf das hohe und genaue Zuspiel umstellen.

Schmetterball: das Spiel der Profis ist simpel. Ballannahme, hohes Zuspiel auf die Steller und wiederum hohes Zuspiel (meist blind) auf die Außenangreifer, die dann alle Zeit der Welt haben, den Ball in die gegnerische Hälfte zu schmettern.

Bei den Jedermänner ist das Schmettern fast zu einem Fremdwort geworden. Warum? Weil man mit der Ballannahme große Schwierigkeiten hat und es einfacher ist den Ball gleich wieder in die gegnerische Hälfte zu bugsieren (35%). Wird ausnahmsweise doch mal der 2. Mann (oder besser ein 2. Mann) angespielt, dann aber in Hüfthöhe, so dass es auch für diesen einfacher ist gleich rüber zu spielen (45%). Die Außenposition ist bei den Jedermänner die Ruheposition. Dorthin gelangt selten ein Ball und wenn dann doch einmal, dann kann er ihn höchstens mit der Fußspitze erreichen oder im Flug nach dem Ball hechten um ihn irgendwie doch noch über das Netz zu stupfen. Aber meistens ist der Außenspieler von einem Zuspiel so überrascht, dass er erst reagiert, wenn sich seine Mitspieler schon wieder abreagiert haben.

- Fazit: Die Jedermänner sollten im Training vorübergehend eine Regel einführen, bei der eine Überquerung des Spielballs vor dem 3. Zuspiel als Punkt für den Gegner gewertet wird. Durch den Zwang die ersten beiden Bälle zuspielen zu müssen, erhöht sich die Qualität der Ballannahme und des Zuspiels und wenn diese beiden Komponenten stimmen, dann wird es auch wieder mehr Schmetterbälle geben.

Blocken: die Profis versuchen den Schmetterball zu blocken und in 50% der Fälle gelingt das auch. Meist springt ein 2-er Block hoch.

- Fazit: bei den Jedermänner gibt es einige, die schon aufgrund ihrer Körpergröße für das Blocken ungeeignet sind. Richtig Großwüchsige fehlen ganz. Außerdem ist das gemeinsame Hochspringen im 2-er oder gar 3-er Block für Hobbyspieler nicht ganz ungefährlich. Hier gab es in der Vergangenheit auch schon mal Mittelfußbrüche. Also wenn schon springen, dann doch lieber allein.

Für unseren Curt-Jürgen stell sich also die Frage: Was könnte man im Training besser machen? Möglicherweise helfen unsere 7 goldene Regeln

  1. In der Gymnastik gezielt die Sprungkraft verbessern
  2. Vor dem Volleyball gezielt Schmettern und Ballannahme kurz trainieren
  3. Das Netz etwas niedriger spannen (5 cm). Das würde die körperlichen Nachteile etwas ausgleichen
  4. Die oben beim Schmettern aufgeführte Regel einführen
  5. Nach dem 8. Ballwechsel generell eine Auszeit (Hier kann sich der Außenspieler über mangelndes Zuspiel beschweren)
  6. Jeder sollte jederzeit über den Spielstand Bescheid wissen (Anzeigetafel oder lautes Mitzählen)
  7. Von der Einführung von Cheerleaderfrauen raten wir ab, das würde nur ablenken